in camera

ein Kammertanzstück frei nach Motiven aus Jean-Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft" für drei Tänzerinnen in Stille

© Fotografie Sofia Pintzou

© Fotografie Sofia Pintzou

Stellen Sie sich vor, sie verbringen nach Ihrem Ableben den Rest der Ewigkeit
in einem Raum mit zwei Personen, denen Sie nie zuvor begegnet sind.
Es gibt nichts in diesem Raum, kein Mobiliar, keine Bücher, keine Musik oder dergleichen zur Ablenkung.
Nur ein leerer Raum, in dem das Licht nie erlischt.
Und diese ununterbrochene Stille in der nichts von Außen nach Innen dringen kann.
Sie werden lernen müssen, sich mit sich selbst zu begnügen und in ungewollter Gesellschaft von zwei Personen.
Das ist die Hölle.




In Sartres Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft“ (frz. „Huis Clos“) dient die Hölle als Metapher für menschliche Beziehungen und deren Problematik. Drei Personen, nach ihrem Tod in einen abgeschlossenen Raum verbannt, müssen sich mit sich selbst und dem Anderen auseinander setzen. Sartre zeichnet ein verflochtenes Frau-Mann-Frau Verhältnis, eine Menage a trois, in der die Protagonisten versuchen, sich gegenseitig die Lebenslügen zu entreißen. 
Mit dem viel zitierten Satz  „Die Hölle, das sind die anderen“ meinte Sartre allerdings, daß man sich aus freien Stücken in die Hölle begibt indem man sich vom Urteil der anderen abhängig mache. Als Begründer des Existentialismus war Sartre der Auffassung, der Mensch sei frei und voll verantwortlich für sein Handeln. In der choreografischen Auseinandersetzung mit dem Theaterstoff dient die Ausgangssituation als Leitmotiv. Sartres Sinn für das Absurde und zeitweilig Komische (das er in Inszenierungen von „Huis Clos“ von anderen Regisseuren häufig vermisste) diente als Motivation, die Dramatik aus dem Stück zu nehmen und eine subtilere Variante einer „Hölle“ zu kreieren. 
Man kann sich vorstellen man beobachtet das Nachbarzimmer aus Sartres Theaterstück. Drei Frauen führen ein lautloses Gespräch, suchen nach einem Weg des Miteinander-Auskommens und der Kommunikation. Im Wechsel zwischen Selbstbehauptung und Selbstaufgabe steht „in camera“ für die Unfähigkeit des Menschen zu kommunizieren. 

Konzept, Choreografie, Raum/ Eva Baumann
Tanz/ Eva Baumann, Akemi Nagao/Yui Kawaguchi, Katrin Schafitel/Marcela Ruiz Quintero
Probenassistenz/ Daura Hernandez Garcia

Premiere
17. Dezember 2013
Theaterhaus Stuttgart

Wiederaufnahme 2014
Theater OST- im Depot Stuttgart

Pressestimmen hier
Gästebuch hier

in camera ist eine Produktion von Eva Baumann, gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart, der Stiftung LBBW und dem LaFT Baden-Württemberg.