Nadezhda
ein figurales Tanztheaterstück über den Verlust des Eigenen und die Hoffnung
Nadezhda gibt es nicht mehr.
Verschwunden von der Landkarte, existiert der Ort nur noch als Erinnerung.
Ein Fragment, aus der Zeit ins Nirgendwo gefallen.
Darin wandern entwurzelte Geschöpfe, auf der Durchreise zwischen Lebewohl und unbekanntem Ziel.
Im Gepäck ein paar Habseligkeiten, die Erbstücke eines verlorenen Lebens.
Daran festgeklammert trägt es sie durch verdorrte Felder und stürmische Gezeiten.
Das Vergangene als Kraftquelle und Wegzehrung.
Im Ohr noch den Klang der Kuckucksuhr, im Körper den letzten Tanz mit dem Verlobten.
Auf der Zunge der liebsten Speise Geschmack und noch ein Wort der alten Sprache.
Schritt für Schritt wandern sie durch Hoffnungstäler und über Glücksgebirge.
Im Herzen wächst Zuversicht und Mut, irgendwo neu anzufangen.
Nadezhda gibt es. Überall.
Nadezhda befasst sich ausgehend von familiärem Storytelling und der Vererbung von Traumata mit dem Verlust von Heimat und Identität. Aus der Perspektive einer Enkelgeneration rekonstruiert das Stück in fragmentarischen Rückblenden die blinden Flecken unserer Großmütter.
Die konkreten Biographien bilden jedoch nur den Ausgangspunkt für eine sehr viel tiefergehende, symbolischere Beschäftigung mit der Geschichte von Migration und Vertreibung und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart.
Im Mittelpunkt der choreographischen Recherche steht die Psychologie des Fremd-Seins, aber auch die Hoffnung, in der Fremde anzukommen, erzählt durch den Tanz und mit den Mitteln des Figuren- und Objekttheaters. Eine Assemblage aus Masken, Gliederpuppen, geerbten Artefakten und Requisiten-Fundstücken erzeugt poetisch-surreale Bilderwelten, die zu einer Gesamtschau verschmelzen und die Zuschauenden animieren, nach ihren eigenen Wurzeln – oder deren Fehlen – zu fragen.
Es ist ein Stück über das Rastlose in uns, über Heilung und Reparatur und die Suche nach dem, was Heimat ausmacht. Schließlich ist der Wunsch, sich Zuhause und zugehörig zu fühlen nichts weniger als ein universelles, ein existentielles Bedürfnis.
Kreation, Tanz, Figurenspiel: Eva Baumann, Bar Gonen, Aurora Bonetti
Musik, Sound- Bearbeitung: Roderik Vanderstraeten
Recherche, Objekte, Kleidung, Szenografie: Katrin Wittig
Figurenbau: Verena Waldmüller
Bühne: Eva Baumann, Katrin Wittig
Licht, Technik: Ingo Jooß
Coaching Figurenspiel, Outside Eye: Julika Mayer
Künstlerische Leitung, Recherche, Choreographie: Eva Baumann
PR und Öffentlichkeitsarbeit: Nicola Steller
Grafik und Layout: HuM-collective
PREMIERE
18.04.2024
weitere Vorstellungen
19.04.2024
20.04.2024
21.04.2024
sowie
30.06.2024 im Rahmen von “Figure it out”
FITZ- Das Theater animierter Formen Stuttgart
Nadezhda ist eine Produktion der Cie. ZEIT/GEIST in Koproduktion mit dem FITZ – Das Theater animierter Formen Stuttgart. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart im Rahmen einer Konzeptionsförderung (2022-2024), von LBBW-Stiftung, Ritter Sport und von der Freien Tanz- und Theaterszene Stuttgart gUG.
Die Recherchephase wurde gefördert mit dem flausen+ Einzel-Residenzstipendium vom Fonds Darstellende Künste im Rahmen von #TakeCare (2023) sowie von NPN/Joint Adventures im Programm Stepping Out für die Konzeption der Trilogie ZEIT/GEIST (2021). Beide Programme wurden gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART Kultur. Hilfsprogramm Tanz. Nadezhda wurde außerdem im Rahmen der Percolate Residency 2023 von Dance Limerick, Irland, unterstützt. Mit freundlicher Unterstützung vom Produktionszentrum Tanz und Performance Stuttgart sowie den Uferstudios Berlin.